Persönliches

Meine Sehnsucht und Suche nach der Tiefe des Tons hat mich schon als jungen Menschen dahin geführt, mich beim Musizieren vollkommen dem gegenwärtigen Moment hin zu geben.

In unzähligen Stunden, die ich allein und mit Menschen mit Musik verbracht habe, erlebte ich Ekstase und Trance, Freude und Trost, Andacht und Meditation. Ich überließ mich dabei stets einer Art inneren Führung, die bewirkte, dass die Musik einfach fließen konnte, ohne zu wissen, welchen Ton ich als nächsten spielen würde.

Schon damals überkam mich eine Ahnung von der Macht der Musik, die imstande ist, eine Gemeinschaft von Menschen, die miteinander musizieren, in ein Gefühl der Verbundenheit und Liebe zu versetzen! Das Geniale am Musizieren ist ja eben, dass die Gruppe gemeinsam und zum selben Augenblick einen kreativen Prozess erlebt. Sprache an sich ist somit also wesentlich begrenzter als die Sprache der Musik es ist, wenn bedacht wird, dass beim Gebrauch der Sprache der kognitive Inhalt nur den geringsten Teil der Kommunikation ausmacht. Vor allem der Klangcharakter der Stimme gibt uns Hauptinformation über das wahre Befinden unseres Gegenübers!

Nach einigen anfänglichen Versuchen, Musik im klassischen Schulunterricht zu erlernen, blieb ich meinem autodidaktischen Weg treu, das bedeutet, ich traf in meinem Leben unzählige LehrmeisterInnen, die ihr Können und Wissen spielerisch an mich weitergaben. Dabei war das bewusste Hören mein bestes Werkzeug, das Lauschen der Harmonien in der Natur und meine innere Musik meine größten Meister!

Es wurde mir dabei immer mehr bewusst, dass die wahrhaftigen und entscheidenden Momente im Leben des Menschen mit Musik und Klängen in Verbindung stehen. Ob es nun Feiern weltlicher Art oder spirituelle Zeremonien sind, die tiefsten Ebenen in unserem inneren Universum betreten wir doch beim Erklingen des Tons, aus dem das unvorstellbare Sein den Menschen erschaffen hat. Am Anfang war also der Klang, und nicht wie viele glauben, das Wort! Was wäre denn das Wort ohne den Klang! Um sich zu manifestieren, braucht es Klang und Schwingung. Nada Brahma – die Welt ist Klang.

Ein Entwicklungsprozess hatte sich in Gang gebracht, weil ich meiner Sehnsucht gefolgt bin, ich durfte über das Musizieren viele interessante Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Bereichen kennen lernen, von denen ich viel gelernt habe. Auf meinen Reisen durch Europa als Straßenmusikant war die Musik stets Vermittler für neue Bekanntschaften, mein Aufenthalt in Indien prägte meine Liebe zur modalen Spielweise.

Wirklich wunderbar wurde es aber erst, als es mit den Obertönen losging, eine unglaubliche Bereicherung für Jede(n), der(die) mit Musik zu tun hat, und das sind wir ja im Grunde alle! Bei meinem ersten Kontakt hatte ich ein derart unglaubliches und erhebendes Klangerlebnis, das mich bis heute zutiefst beeindruckt, und mich voller Demut gegenüber dem mächtigen Klang, der uns ständig umgibt, sein lässt!

Die Wirkung der Obertöne besteht meiner Ansicht nach vor allem darin, dass der stetige Gedankenlärm in uns verlangsamt wird, des weiteren oft zu einer völligen Gedankenleere führt, die in einen erhöhten Bewusstseinszustand leitet, ähnlich einer Meditation.

Das Singen von Obertönen, vor allem in der Gruppe, ist immer wieder eine faszinierende Erfahrung, die Stille und der Friede, die sich dabei im Raum ausbreiten, sind enorm heilsam, eine hohe Form der Lobpreisung für das Leben und die Schöpfung! Unsere Begrenzungen werden für eine Zeit lang außer Kraft gesetzt, ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit dem Ganzen ist erlebbar. Es offenbart sich uns die innere Ordnung des Tones, wir hören tief in die Seele des Klangs! Die Obertöne sind von ihrer Hülle befreit und erklingen rein und in kosmischer Wahrhaftigkeit!

Für mich ist das Praktizieren von Obertongesang zum Weg geworden, ein Weg, der mich in musikalische Tiefen führt, wie keine andere Musik es vermag.